Die bauliche Erschließung des unmittelbaren Strandbereichs erfolgte im 1851 zum Ostseebad erhobenen Zinnowitz verhältnismäßig spät. Erst im August 1895 gab die königliche Forstbehörde im Küstenschutzwald einen schmalen Dünenstreifen mit 31 Parzellen, davon 21 direkt am Strand liegend, frei und ließ diese meistbietend versteigern. Diese Parzellierung ist noch heute in der Struktur der Strandpromenade erkennbar. Binnen 8 Jahren waren fast alle Grundstücke mit den „schönsten Villen und Hotels“ bebaut.
Der Zinnowitzer Besitzer des Hotels Eichenhain in der Waldstraße Edmund Schaller hatte die am Strand liegende Parzelle 16 am 18. August 1895 für 6500 Goldmark ersteigern können. Er plante, ein weiteres Hotel am Strand zu errichten. 1900 erwarb der Zinnowitzer Malermeister Friedrich Büssow das unfertige Objekt und ließ darauf die Pension „Baltisches Haus“ errichten. Büssow stammte aus einer Schäfer- und Müllerfamilie von den Inseln Rügen und Ummanz war zuvor in Wolgast tätig.
Der Bau repräsentativer Pensionen auf der Insel Usedom konnte zu jener Zeit auch durch weniger vermögende Familien erfolgen. Diese Vorgänge beschreibt der Schriftsteller Hans-Werner Richter in seiner „Bansiner Topographie“ folgendermaßen: „Sie waren Fischer, Maurer, Bauern, Zimmerleute, Tischler, Schlosser. Angezogen von dem Geldstrom der Gründerjahre bauten sie drei-, vier- und fünfstöckige Villen, die sie Seeblick, Seeschloß, Seemöve, Dünenblick, Dünenschloß, Meereswoge, Meeresstrand … nannten. Sie bauten auf Kredit und stellten sich gegenseitig Wechsel aus. Platzte ein Wechsel, so begannen die betroffenen Bauherren am nächsten Tag auf ihrer eigenen Baustelle wieder als Maurer, Zimmermann oder einfacher Hilfsarbeiter.“
Beim Bau des Baltischen Hauses wurde auf einem als Hochparterre ausgelegtem Sockelgeschoss ein zweigeschossiger Putzbau errichtet. Der breite Mittelrisalit ist von zwei Seitenrisaliten flankiert. Die Giebel sind in verputztem Fachwerk ausgelegt. Die Dachkonstruktion ist durch mehrere Walm- und Krüppelwalmdächer und Dachgauben vielfältig gegliedert.
Der Bau weist zahlreiche Elemente des Jugendstils auf, am augenfälligsten ist der Bruch der Symmetrie durch das auf der Rückseite am rechte Seitenrisaliten übereck gestellte Türmchen.
Die Pension verfügte über 6 Einzelzimmer ohne Küche, 9 Zweizimmer-Wohnungen und 4 Dreizimmer-Wohnungen. Alle Wohnungen waren mit Küche und Veranda ausgestattet, so dass die Pension auch als Logierhaus genutzt werden konnte.
Nach dem Tode Friedrich Büssows übernahm seine Witwe Maria Büssow das Baltische Haus. 1909 warb sie mit elektrischer Beleuchtung, Reformbetten und Rosshaarmatratzen für ihre Pension.
Der Sohn, Ulrich Büssow, betrieb vom Hause aus einen Verleih von Strandkörben und Strandzelten.
Bis zum Jahre 1949 konnte Maria Büssow ihre Pension weiter betreiben, obwohl ihr jetzt die Urlauber vom Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) der DDR zugewiesen wurden.
Danach geriet sie in den Sog der Enteignungswelle, allerdings konnten die damaligen Machthaber in der DDR ihre keinerlei Verfehlungen nachweisen. Den Beherbergungsbetrieb musste sie jedoch aufgeben, das mittlerweile an ihre Enkelin übertragene Haus wurde in ein Mietshaus umgewandelt.
Wie in der DDR allgegenwärtig, übersteigen die Unterhaltungskosten für das Gebäude die durch staatliche Preisstoppverordnungen auf dem Niveau von 1944 festgeschriebenen privaten Mieteinnahmen erheblich. So sah sich die neue Besitzerin alsbald genötigt, das Haus 1976 an den Rat des Kreises zu verkaufen, weil dringend notwendige Reparaturen nicht mehr zu finanzieren waren.
Aber auch dieser Eigentümer sah sich nicht in der Lage den Verfall aufzuhalten, so dass das Haus 1982 leer gezogen werden musste um eine Komplettsanierung vorzubereiten.
Doch alle Versuche blieben mangels Ressourcen noch in der Planungsphase stecken. Zunächst war ein Wohnhaus mit 15 Wohnungen geplant, dann ein Ferienheim mit 80 Betten und Gaststätte. Darüber wurde die ehemalige Pension zur Ruine und gereichte der einst so stolzen Zinnowitzer Strandpromenade keinesfalls zur Zierde.
Erst die Wende in der DDR brachte auch für das alte Haus eine Lösung. Im September 1991 erhielt die Familie Lippmann den Zuschlag für den Kauf der immerhin noch unter Denkmalsschutz stehenden Ruine. Im November 1993 eröfften das Hotel Asgard nach nur zehnmonatiger Bauzeit mit 34 Zimmern, einem öffentlichen Restaurant mit Bar, Terrasse und Tagungsraum. Die Umbenennung war notwendig geworden um Verwechslungen mit dem mittlerweile etablierten Hotel Baltic zu vermeiden.
Asgard, Heim der Asen, nennt man in der nordischen Mythologie die uneinnehmbare Burg des kriegerischen Göttergeschlechts mit den 12 Palästen der Götter.